Strauchpfingstrosen – Beschreibung
Auch allgemein als Baumpäonien bekannt.
Die Strauchpfingstrosen gehören zu den edelsten Vertretern der Pfingstrosen und werden auch als die kaiserlichen Blumen bezeichnet. In Ihrem Herkunftsland China waren diese Pflanzen viele Jahrhunderte den Kaisern vorbehalten. Mit diesen Pflanzen wird in China schon seit über 1000 Jahren gezüchtet. Die Staudenpfingstrosen dagegen hatten in China längst nicht den Stellenwert, der den Strauchpäonien eingeräumt wurde. Daher wurde in diesem Land hier längst nicht eine solch intensive Züchtung betrieben, wie es bei den Strauchpäonien der Fall war.
Unterschieden wird bei der Züchtung der Strauchpäonien in drei Gruppen:
• Suffruticosa Strauchpäonien
• Rockii-Hybriden
• Lutea-Hybriden
Nach der Machtergreifung der Kommunisten durch Mao kamen die Baumpäonien leider auch in Verruf, da sie ja in der Vergangenheit die Blume der Aristokratie gewesen waren. So kam es zu Auswüchsen, daß in manchen Regionen während der Kulturrevolution die Strauchpäonien entfernt wurden. Politische Verfolgung macht auch vor Pflanzen nicht halt. Aber die Liebe zu diesen Pflanzen in der Bevölkerung ist nicht erloschen, und so gibt es heute in China wieder große Schauanpflanzungen, zu denen während der Blütezeit wahre Völkerungswanderungen einsetzen.
Ihre großen Blüten und auffälligen Farben lassen sie in jedem Garten zum Blickfang werden. Aber auch nach der Blüte sind die Pflanzen durch ihr dekoratives Blattwerk durchaus eine Zierde. Die Entwicklung dieser Pflanzen ist im Vergleich zu den Stauden sehr viel langsamer. Es dauert schon einige Jahre, bis sich aus einer Pflanze ein ordentlicher Busch entwickelt hat. Für unser Klima sind die einfachen bis halb gefüllten Sorten besser geeignet. Diese Blüten sind nicht so regenanfällig wie die der gefüllten Sorten. Aus diesem Grunde haben wir, mit wenigen Ausnahmen, auch keine chinesischen Sorten (meist starke Blütenfüllung) im Angebot. Zudem treiben chinesische Sorten in unseren doch warmen Wintern oft zu früh durch und sind somit frostgefährdet.
Die Rockii-Hybriden aus China bilden hier eine Ausnahme. Durch die Kreuzung von chinesischen P. suffruticosa-Sorten mit der spät austreibenden Wildart P. rockii sind diese Pflanzen wesentlich robuster als die reinen Suffruticosa-Sorten.
Eine gute Erläuterung der Rockiis bietet Prof. Warda vom Arboretum Ellerhoop im Gartenfernsehen. Angeboten werden die Pflanzen meist in den Größen 1- bis 3-jährige Veredelungen. Aufgrund der Widerstandsfähigkeit dieser doch sehr langsam wachsenden Pflanzen ist es ratsam, mindestens eine 2-jährige Qualität zu pflanzen. Diese ist auf Grund ihrer Größe doch schon erheblich robuster.
Paeonia suffruticosa – Europäische und Japanische Strauchpfingstrosen
Der Ursprung dieser Sorten ist China. Bereits vor Jahrhunderten gelangten zahlreiche chinesische Sorten nach Japan. Hier entstand von den chinesischen Züchtungen losgelöst im Laufe der Zeit mit dem ursprünglich chinesischen Material eine völlig andere Zuchtrichtung. Die chinesischen Sorten zeichnen sich vielmals durch sehr starke Blütenfüllung aus.
Zum Teil stehen die Blüten auch nicht frei über dem Laub. Dieses trifft nicht unbedingt immer den westlichen / europäischen Geschmack. Die Japaner haben bereits vor Jahrhunderten Strauchpäonien aus China importiert, im Laufe der Jahrhunderte aus diesen Pflanzen Züchtungen hervorgebracht, die sich durch große, frei über dem Laub stehende Blüten mit klaren Farben auszeichnen. Die Blütenfüllung ist meist halb gefüllt, wodurch die Blüten weniger fäulnis- und regenanfällig sind. Jedoch auch hier ist bei einigen Sorten, die sehr große Blüten besitzen angebracht während der Blütezeit die Zweige zu stützen.
Mit den Importen der ersten Strauchpäonien aus Japan und China im 19. Jahrhundert hat dann auch eine Züchtung in Europa und später auch in den USA eingesetzt. Die aus diesen Züchtungen hervorgegangenen Sorten sind entsprechend auf unser Klima selektiert und entsprechen in Ihrem Aussehen mehr dem japanischen als dem chinesischen Blut.
Grundsätzlich gehören die Suffruticosa-Sorten zu den frühest blühenden Strauchpäonien. Die chinesischen Sorten blühen hierbei in der Regel vor den japanischen und europäischen/ amerikanischen Sorten.
Rockii-Hybriden
In den letzten Jahrzehnten hat in China ein regelrechter Boom in dieser Züchtung eingesetzt. Die Robustheit der ebenfalls aus China stammenden, spät austreibenden Wildart Päonia rockii machte man sich zu nutze und kreuzte diese mit den chinesischen Suffruticosa-Sorten. Es entstanden überwiegend einfach blühende Sorten in zahlreichen Farbabstufungen. Allen gemeinsam ist der intensive Basalfleck in der Blüte und das stark eingeschnittene Laub. Gegenüber den Suffruticosa-Sorten wachsen die Rockii-Hybriden deutlich schneller und kräftiger. Auch besitzen die Rockii-Hybriden eine ausgeprägte Neigung zur Bildung von Basistrieben. Hierdurch können im Laufe der Jahre recht breite Büsche entstehen. Meist handelt es sich bei den chinesischen Sorten um Absaaten von Kreuzungen, die bis ins blühfähige Alter kultiviert werden. Danach erfolgt eine Einteilung der Sämlinge in das chinesisch definierte Sortenmuster. Teilweise sind kleinste Unterschiede in der Blütenblattform (z.B. gewellter Blütenblattrand) der Grund das 2 ansonsten gleich aussehende Sämlinge einer anderen Sorte zugeordnet werden. Diese kleinen Unterschiede sind in der chinesischen Mentalität teilweise von großer Bedeutung, spielen für unseren Geschmack jedoch meist eine untergeordnete Bedeutung. Hierdurch sind in China viele Sorten im Angebot, die sich sehr ähnlich sind. Wir haben uns daher auf einige Sorten beschränkt, die charakteristisch in ihrer Blütenfarbe und Blütenform sind. Leichte Abweichungen innerhalb eines Sortenspektrums sind aber durch die Vermehrung über Aussaat möglich. Der Charakter der Sorte bleibt aber auf jeden Fall erhalten. Ein großer Vorteil der Sämlinge ist, daß diese bereits deutlich größer (~ 60-80 cm) und älter (~ 5 Jahre) als die veredelten Pflanzen sind und direkt auf eigener Wurzel stehen und nicht wie die meisten Suffruticosa-Sorten über Veredelungen vermehrt worden sind. Diese müssen in den nächsten Jahren erst einmal eigene Wurzeln produzieren. In den letzten Jahren ist man aber auch in China vermehrt dazu übergegangen neben den Sämlingspflanzen auch die Sorten über Veredelung anzubieten. Aber auch in Europa werden inzwischen Rockii-Hybriden gezüchtet. Diese werden allerdings zur Zeit, mit wenigen Ausnahmen, noch nicht in Sorten verkauft, sondern lediglich als Sämlingspflanzen angeboten. Dieses tut der Schönheit und Anmut der einzelnen Pflanze jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil, jede Pflanze ist somit ein Unikat. Diese unbenannten Sämlinge sind zudem preisgünstiger zu erwerben als die benannten Sorten. Rockii-Hybriden blühen in der Regel im Anschluß an die Suffruticosa. Eine gute Einführung zu den Rockiis bietet Prof. Warda vom Arboretum Ellerhoop im Gartenfernsehen.
Lutea-Hybriden
Unter dem Begriff Lutea-Hybriden werden Kreuzungen zwischen den Wildarten P. lutea bzw. P. delavayii x Suffruticosa-Sorten zusammengefaßt. Speziell Kreuzungen von P. lutea haben erst dazu geführt, daß die Farbe Gelb Einzug in die Strauchpäonienzüchtung gefunden hat. Obwohl beide Wildarten, P. lutea und P. delavayii, endemisch in China vorkommen, wurden diese nie in der über tausendjährigen Züchtung in China verwandt.
Erst die französischen Züchter Henry und Lemoine waren zu Beginn des letzten Jahrhundert bahnbrechend in dieser Züchtung tätig. Ihre Sorten sind auch heute noch bekannt und in Kultur. Aber auch hier hat der Amerikaner Prof. Arthur Percy Saunders die eigentlichen Meilensteine in der Züchtung gesetzt.
Die französischen Züchter waren die ersten, die diese Wildarten eingekreuzt haben, aber was den Wuchs und die Blütenqualität betrifft hat Saunders Zuchtprogramm deutlich weiter gefasste Ziele gehabt. Dutzende sehr bekannter Sorten aus der Saunders-Züchtung sind heute noch der Beweis dafür. Sein Zuchtprogramm hat es den späteren Züchtern Nassos Daphnis und David Reath es erst ermöglicht, eine eigene Züchtung aufzubauen.
Grundsätzlich sind die Kreuzungshybriden der F1-Genaration von Saunders alle steril, doch per glücklichem Zufall und unzähligen Kreuzungsversuchen ist es Daphnis gelungen einige wenige Korn Saatgut zu erhalten, die dann die Grundlage für spätere Zuchtprogramme waren. Mit der folgende F2-Generation war die Sterilität gebrochen und von nun an bestand die Möglichkeit, auch Pflanzen mit anderen Farben als Gelb- oder Rottönen mit diesem Wildblut zu züchten. Auch die Intersektionellen Hybriden haben im Grunde genommen ihre Wurzeln in dieser Gruppe von Strauchpäonien.
Ohne die Einkreuzung von P. lutea von Lemoine hätte Toichi Ito keinen fertilen Kreuzungspartner (Alice Harding) für die ersten Züchtungen gehabt. Ohne die Weiterentwicklung der Saunderssorten durch Reath wären die bekanntesten Intersektionellen Hybriden des amerikanischen Züchters Anderson nicht entstanden.
Charakteristisch für diese Gruppe ist das meist stark eingeschnittene Laub, die häufig leicht nickenden Blüten und die, wie bei den Rockii-Hybriden, ausgeprägte Neigung zur Seitentriebbildung aus der Basis heraus, sowie erhöhte Widerstandsfähigkiet gegen Botrytis. Die ausgewachsene Pflanze (nach 10-12 Jahren) wird 1,20 m -1,50 m hoch.
Die Lutea-Hybriden sind ebenfalls spät austreibend und blühen in der Regel als letzte in der Gruppe der Baumpäonien, also noch nach den Rockii-Hybriden.
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